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Montag, 11. April 2011

Aufgabe 2 - Lehrheft 2

Der Abschied

Bangkok – 36 Grad im Schatten, 85 % Luftfeuchtigkeit. Die Stadt vibriert - wie immer. Auf der 8-spurigen Phathon Yothin fahren Autos, Busse, Motorräder kreuz und quer durcheinander. Auf den Bürgersteigen umkurven Motorroller die Fußgänger. Über allem hängt der Geruch der Essensstände und der Smog.
Bevor ich mich nach dem langen Flug auf den Weg in den Süden Thailands mache, muss ich noch eine Aufgabe erledigen. Ein Treffen mit Sam, der Liebe meines Lebens! Sam, der in Bangkok lebt und sich niemals von seiner Frau trennen wird. Schon seit langem ist sie schwerst pflegebedürftig.
Seit Jahren treffen wir uns, meistens in Asien, seit Jahren schreiben wir uns. Anfangs Briefe, später E-Mails. „Der Vorteil an Briefen ist, dass sie handgeschrieben sind und der Partner das Papier in der Hand gehalten hat“, denke ich. „Briefe kann man immer wieder anfassen und fühlt sich seinem Partner dadurch noch näher. Der Vorteil von E-Mails ist allerdings, dass man sie abschickt und sofort eine Antwort erhält…“ So war es auch diesmal.
„Ich komme nach Thailand, kann aber nicht in Bangkok bleiben“, schrieb ich ihm. „Können wir uns dennoch kurz sehen?“
Postwendend kam die Antwort „Ich freue mich auf dich!“
Treffpunkt ist an der kleinen Garküche am Skytrain Mo Chit – wie immer, wenn wir uns sehen. Direkt hinter der Ampel an der Phathon Yothin, mitten im Dreck und Dunst der Stadt. Ich halte Ausschau nach meinem Liebsten und als ich ihn erblicke, steigt mir ein Kloß in die Kehle. Auch er ist in die Jahre gekommen, längst nicht mehr so agil und jung wie damals, als wir uns das erste Mal trafen. Dennoch ist er für mich der attraktivste Mann der Welt.
Ich winke ihm zu, kann seine Freude, mich zu sehen, allerdings kaum ertragen. Schließlich steht er vor mir.
Wir schauen uns lange an, bevor wir uns umarmen. Zärtlich umfasst er mich. „Mein Herz, wie geht es dir?“ fragt er liebevoll.
„Bestens“, antworte ich und wende mich dabei ab. Er soll meine Tränen nicht sehen.
„Bestens“, antworte ich nach einiger Zeit nochmals, schmiege mich an ihn und atme seinen Duft ein.  „Aber es gibt etwas, was ich dir erzählen muss!“
„Was ist los meine Schöne?“
„Sam …“ fange ich an.
„Ja?“
„Sam …“ druckse ich herum, kann ihn dabei kaum anschauen, weil es mir so schwer fällt.  „Wir können uns nicht mehr sehen“, antworte ich schließlich. “Ich habe mich in einen anderen Mann verliebt und werde diesen demnächst heiraten.“ Der Kummer in seinen Augen bricht mir schier das Herz. Schnell mache ich mich aus seinem Arm frei. „Es tut mir leid.“ Rasch gebe ich ihm einen letzten Kuss auf die Wange. „Ich danke dir für die wunderschöne Zeit!“
Ich gebe ihm keine Gelegenheit, mich festzuhalten oder auch nur zu antworten. Eilig laufe ich über die Straße, deren Ampel zum Glück gerade grün ist. Vor Tränen blind gehe ich zum Northern Bus Terminal, nehme den ersten Ticketcounter und löse ein Ticket auf eine Insel im Osten Thailands. In der Tasche die Diagnose meines Arztes, dass ich nur noch 6 Wochen zu leben habe …

Aufgabe I - Lehrheft 2

Tom

Bangkok – 36 Grad im Schatten, 85 % Luftfeuchtigkeit. Verschwitzt und müde von dem langen Flug stehe ich an der Ampel an der Phathon Yothin, um meinen Bus am Northern Bus Terminal auf der anderen Straßenseite zu erreichen.  Bangkok vibriert - wie immer. Auf der 8-spurigen Straße fahren Autos, Busse, Motorräder kreuz und quer durcheinander. Auf den Bürgersteigen umkurven Motorroller die Fußgänger. Über allem hängt der Essensgeruch der Garküchen und der Smog. Was bin ich froh, wieder hier zu sein!
„Sabine?“ Verwundert blicke ich mich beim Überqueren der Straße um. Stehen bleiben kann ich nicht. Wenn sich die Menschenmassen in dieser Stadt erst einmal in Bewegung gesetzt haben, gibt es kein Zurück.
Auf der anderen Straßenseite bleibe ich stehen. Wer ist der Mann, der mir von der anderen Seite der Straße wild zuwinkt. Auf jeden Fall scheint er sehr aufgeregt zu sein. Er bedeutet mir mit den Händen, stehen zu bleiben und auf ihn zu warten.
„Mensch, Bine, cool, dich hier zu treffen. Wie geht’s denn immer so? Alles fit im Schritt?“
Alles fit im Schritt? Nun, das kann ich nicht gerade behaupten. Der Schweiß läuft in Strömen, meine Leinenhose klebt an meinen Beinen, das T-Shirt ist nass geschwitzt, der Rucksack zu schwer und meine Haare hängen mir strähnig und wirr im Gesicht.
Außerdem habe ich noch immer keine Ahnung, wen ich eigentlich vor mir habe. Vor mir steht ein ziemlich schmuddeliger Mann mit blassem Gesicht. Die noch wenigen vorhandenen Haare sind zu einem dünnen Zopf gebunden. Dazu die bei Travellern beliebte Einheitskleidung – Batikshirt und Fishermen-Hose.
„Gib’s zu! Du erkennst mich nicht, oder? Rate doch mal!“ Er zwickt mich in die Seite. Ich hasse es, wenn man mir in die Seite zwickt. Vor allem hasse ich es, wenn ich mitten in Bangkok durchgeschwitzt mit Rucksack auf dem Rücken auf einem vollen Fußweg stehe, Durst und Hunger habe und eigentlich nur den Bus Richtung Süden erreichen möchte.
Woher kennt der Mensch mich? Wer ist das? Ein Arbeitskollege, den ich ohne seinen grauen Anzug nicht erkenne? Eine Internet-Bekanntschaft, der ich mal ein Foto von mir geschickt habe? Ein one-night-stand, den ich vollkommen verdrängt habe?
Ich schaue den Mann an. „Till Schweiger?“ rate ich schließlich genervt. „George Clooney?“
Er kichert. „Eh Mann, Alte, echt cool! Selten so gelacht!“
Bei „Eh Mann, Alte“ dämmert es mir. „Tom?“
„Jetzt hast’ es! Mensch Alte, wir beide in Bangkok! Geiles Ding!“
Tom – was war ich den Typen einst verliebt! Tom mit seinen langen Haaren und den Reggaescheiben. Er war immer ein wenig cooler als andere Typen und ließ mich das auch deutlich spüren. Ich war dafür da, den Kühlschrank zu füllen und den Alkohol zu bezahlen. Er kümmerte sich um seine „Projekte“, vornehmlich kiffen und ein bisschen auf dem Bass rumklimpern. Tom war nämlich auf dem Weg zu einem Weltstar. Die Wailers warteten nur auf ihn, genau wie jede andere Band. Nur ich war zu blöd, dieses zu erkennen. Ich war einfach zu „stressig“ und zu „uncool“, wahlweise auch zu „fett“ oder zu „spießig“. Als ich es endlich schaffte, ihn vor die Tür zu setzen, zeterte er „Das wird dir noch leid tun! Ich schaffe es eines Tages. Aber dann komm DU nicht bei mir an!“
Wie ein Weltstar sieht er allerdings nicht aus.
„Mensch Alte, schön dich zu sehen! Lass uns was trinken gehen“, sagt er. „Musst aber zahlen, ich bin gerade etwas klamm. Habe einige Gigs abgewickelt, aber noch keine Kohle bekommen.“
Ach Tom, immer noch die gleichen Geschichten und immer noch alte Leier. „Lass man, ich hab’s eilig“ sage ich, drehe mich um und mache mich auf den Weg zu meinem Bus Richtung Trat. – Heilfroh und äußerst zufrieden!

noch einmal das Thema "Prämissen"

Das Wetter am Wochenende war einfach zu schön, um die Zeit am Rechner zu verbringen … ;)

Zurück zu meinem Lehrheft II:

Die Korrektur meiner Aufgaben erfolgte blitzschnell – vielen Dank an meine Studienleiterin! Ich war begeistert!

Begeistert war ich auch davon, dass ich die Fragestellung, für die ich anfangs ja doch einige Anläufe brauchte, wiederum ganz gut gelöst habe. Es gab sogar ein „Bravo!“ am Ende des Briefes!

Ich stelle die beiden Geschichten hier wiederum ein, allerdings wirklich nur die eingesandten Fassungen. Wie bereits geschrieben, hatte ich mit der Zeichenbegrenzung von rund 3.000 Zeichen pro Geschichte einige Probleme. Bei den ersten Entwürfen war insbesondere die „Tom“-Geschichte mit 10.432 Zeichen drei mal so lang wie „erlaubt“.  Diese erste Fassung bewahre ich natürlich auf, weil sie sehr viel ausführlicher ist, dadurch besser zu verstehen, lustiger und sicherlich noch einmal in meinem Bestseller Verwendung findet.

Die „Abschieds-Geschichte“ ist vielleicht ein wenig melodramatisch, aber ich fand es gut, auch einmal in diesem Stil zu schreiben. Auch diese Geschichte war anfangs sehr viel länger und ausführlicher und musste von mir entsprechend gekürzt werden. Und auch hiervon bewahre ich die 1. Fassung auf … Wer weiß, was ich damit in einigen Jahren anfangen kann. Vielleicht schreibe ich irgendwann auch einmal Roman, der zu Tränen rührt ;)

Ich mache weiter fleißig meine Übungen und versuche auf jeden Fall noch einmal vor Donnerstag zu bloggen – dann wird es um meine Aufgaben im Lehrheft 3 gehen.

Und warum vor Donnerstag?

Weil ich mich Donnerstag Nachmittag in den Flieger setze und auf den Weg nach Bali mache … 2 ½ Wochen Rucksacktour mit meiner Tochter von Nord nach Süd. Frische Früchte, viel „Om“ und jeden Tag Nudelsuppe zum Frühstück (lecker!) … ich freu mich immens!

Mittwoch, 6. April 2011

Der Kampf mit dem Blog

Letzte Woche kam ich leider gar nicht dazu, an meinem Blog zu arbeiten, heute war es denn aber soweit …  

Das Design gefiel mir noch nicht so richtig, mit den Anordnungen der Gadgets auf der linken Seite war ich auch noch nicht zufrieden.

Außerdem sollte die eingestellte „Extra-Seite“ mit der einen Aufgabe verschwinden, dafür sollen Aufgaben nunmehr in einem neuen Label erscheinen. Ich habe mir inzwischen etliche Blogs angesehen (werte ich mal als „Recherche“ und nicht als „sinnlos im Netz surfen“) und finde diese Label-Variante einfach am besten. Sieht sehr viel schöner und übersichtlicher aus und die Aufgaben wären sofort „abrufbar“. Wer weiß, wie groß das Ding hier irgendwann mal wird ;), ich will schließlich auch noch in Jahren Dinge sofort wieder finden, die ich hier einmal gepostet habe …

Also ran ans Werk! Kann ja nicht lange dauern, dachte ich mir! Erst einmal habe ich schnell die „Extra-Seite“ gelöscht! Prima! Ging super! Und superschnell! Ein einziges Mal die Entertaste betätigen und das war’s!  Schade nur, dass damit auch mein Bild und mein „Über mich“ (in dem ja zum Glück noch nicht soviel stand) weg war … Fragt mich nicht, wie ich es letzte oder vorletzte Woche geschafft habe, mein Profil zusätzlich auf die „Aufgaben-Extra Seite“ zu bekommen, aber irgendwie habe ich es anscheinend geschafft …

Ein Blog ganz ohne Photo ist doof! Also habe ich erst einmal wieder mein Bild hochgeladen und erst danach kritisch festgestellt, dass dieses eigentlich ziemlich grottig ist. Da ich heute ja sowieso so gut „löschen“ konnte, habe ich dieses gleich wieder rausgeschmissen und ein anderes hochgeladen. Wie eigentlich jeder, der hier hoffentlich regelmäßig reinschaut, erkennen kann ;)

Die „Pia-Geschichte“ noch einmal vom Stick zu ziehen und neu zu posten war ebenfalls kein Problem. Leider fiel mir erst im nachhinein auf, dass ich diese (und folgende) Arbeiten ja eigentlich unter dem Label „Aufgaben“ erstellen wollte. Also wieder raus aus der „Blogansicht“, rein in „neuer Post“, rein in „Post bearbeiten“ und dann musste ich leider feststellen, dass ich gar überhaupt nicht weiß, wie ich Labels erstellen kann. Wiederum raus aus „Posts bearbeiten“, ab zu Google und „Labels erstellen“ als Suchbegriff eingeben …

Auf die Idee, die „Blogger-Hilfe, zu nutzen welche mir die ganze Zeit in meinem „Blog-Bearbeitungsmodus“ rechts oben in der Ecke angezeigt wurde, kam ich leider erst einige Zeit später … Von diesem ganzen Rein und Raus war ich wohl ein wenig durcheinander ;)

Hilfe durchsucht und Juchhu!! Labels anlegen ist ganz einfach, wenn man weiß, wie es funktioniert! Also wieder „rein …“ und „raus …“ und „anlegen“ und „posten“ und „blog anschauen“ …

Allerdings wirklich wirklich schade, dass mir meine Labels nicht angezeigt wurden … Inzwischen hätte ich lieber Böden gewischt oder andere unerfreuliche Dinge getan, als mich weiterhin mit dem Kram hier zu beschäftigen!

Aber es nützte ja nichts. So wie mein Blog  aussah, wollte ich ihn auf keinen Fall lassen. Schlau wie ich nunmehr war, habe ich Google daher ignoriert und wie ein alter Hase erneut die „Blogger-Hilfe“ genutzt! Ein Gadget namens „Label“ anlegen, dieses ein wenig hin und her schieben, auf „speichern“ drücken und sich den Blog erneut anzeigen lassen, war sozusagen eins … Gadgets hin und her schieben kann ich nämlich inzwischen auf dem Effeff!

Ich habe mich nur kurz … wirklich nur ganz kurz …. gewundert, warum meine „Leser-Einstellungen“ daraufhin weg waren. Ich habe es sozusagen kaum zur Kenntnis genommen und bin wie in Trance erneut in den Bearbeitungsmodus gegangen! „Rein“ und „Raus“ und „Design ändern“ und „anlegen“ und „anzeigen“ …..

Den eigentlichen Post, den ich eigentlich heute hier reinstellen wollte, verschiebe ich hiermit offiziell auf’s Wochenende …

Aufgabe Lehrheft 1

Pia im Glück

Pia schaut sich aufmerksam um. Schnell geht sie die Straße entlang, rennt fast. Eben hat sie ihren Bruder zu seinem Freund gebracht, Kindergeburtstag feiern. Ihre Eltern arbeiten. Deshalb passt sie nachmittags auf ihren kleinen Bruder auf.

Sie läuft den kleinen Berg in die Stadt hinunter. Zwei Stunden hat sie Zeit, dann muss sie ihren Bruder wieder abholen. 2 Stunden Zeit – eine Ewigkeit! Ihr Deutschlehrer hat ihr von einer Bücherei im Ort erzählt. Seit Monaten bettelt sie ihre Mutter an, einmal mit ihr dort hin zu gehen, damit sie sich ein Buch aussuchen kann. Aber noch nie war Zeit dafür. Im Gegenteil, ihre Mutter hat ihr sogar verboten, dort hin zu gehen. Dabei will Pia, seitdem sie in der Schule ist und lesen kann, nur noch eines: lesen nämlich!

An der Ampel muss sie halten, ungeduldig tritt sie von einem Fuß auf den anderen. Nachdem die Ampel auf grün umspringt überquert sie schnell die Kreuzung, geht die Lindenstraße hinunter und biegt wenig später in einen kleinen Hinterhof ab. Das Haus in dem Hof ist baufällig, alt und hat eine Renovierung nötig. All das nimmt Pia nicht war. Sie sieht nur das weiße Schild, auf dem mit blauer Schrift „Stadtbücherei“ geschrieben steht.

Ihr Herz pocht vom Laufen und vor Aufregung. Vorsichtig öffnet sie die Tür, fast hat sie Angst einzutreten. Hinter dem Eingang befindet sich ein kleiner Flur. Rechts davon geht ein Durchgang ab. Zaghaft tritt Pia ein und steht in einem großen Raum mit vielen hohen Regalen. In all diesen Regalen befinden sich Bücher. Schmale Bücher, dicke Bücher, kleine Bücher, große Bücher, Bücher über Bücher. Ehrfürchtig blickt sie sich um, schüchtern und unsicher ist sie.

„Kann ich dir helfen?“

Pia schrickt zusammen. Vor ihr steht eine ältere Dame. Alles an ihr ist schwarz. Der Rock, der Pullover, die Brille, die Schuhe, die Strümpfe, die zum Dutt gebundenen Haare. Sprachlos schaut Pia die Frau an.

Die Frau beugt sich zu Pia und nimmt ihre Hand.

„Ich bin Frau Abel. Wie heißt du?“

„Ich …“ stottert Pia, „ich bin Pia“.

„Hallo Pia! Ich freue mich, dich kennen zu lernen.“ Frau Abel lächelt das Mädchen freundlich an. „Du willst dir sicher ein Buch ausleihen, was?“

Pia nickt, vor Aufregung kann sie nicht sprechen.

„Soll ich dir mal zeigen, wo die Kinderbücher stehen?“ Frau Abel führt Pia in einen anderen, kleineren Raum.

„So, das hier sind die Kinderbücher! Von diesen Regalen darfst du dir Bücher ausleihen, allerdings nicht mehr als zwei am Tag.“ Sie grinst Pia an. „Wir haben hier viele junge Leser und alle sollen in den Genuss kommen, neue Bücher zu entdecken.“

Pia blickt Frau Abel an.

„Schau mal, hier stehen Bilderbücher für die ganz kleinen Kinder. Dafür bist du sicherlich schon zu groß, oder? Wie alt bist du denn?“

Pia reckt sich. „Ich bin schon 6 Jahre alt! Und kann selber lesen!“

„So“, schmunzelt Frau Abel, „6 Jahre bist du schon? Na, dann wollen wir mal gucken, ob wir hier irgendwo auch Bücher für 6-jährige große Mädchen finden.“

Sie schiebt Pia vorsichtig an den voll gestellten Regalen entlang.

„Was hast du denn bisher schon alles gelesen?“ fragt Frau Abel.

„Meine Schulbücher“, antwortet Pia.

„Und sonst?“

Verlegen schaut Pia auf den Boden.

„Sonst noch gar kein Buch“, antwortet sie traurig. „Meine Eltern wollen nicht, wenn ich meine Zeit mit Lesen vertrödele. Ich soll lieber mit meinem kleinen Bruder spielen als meine Nase in Bücher zu stecken, sagt meine Mama immer.“

Sanft nimmt Frau Abel das Gesicht des Mädchens in die Hand und hebt das Kinn an. „Und über was möchtest du gerne lesen? Was interessiert dich“?

„Schule“, kommt es blitzschnell aus Pias Mund, nun gar nicht mehr so schüchtern.

„Schule“, schmunzelt Frau Abel. „Na, zum Glück gibt es bei uns auch Bücher über Kinder in Schulen“.

Zielstrebig geht sie auf das Regal rechts an der schmalen Seite des Raumes zu. Langsam lässt sie ihren rechten Zeigefinger an den Buchrücken entlangfahren, bis sie schließlich „Hier ist es ja“ ausruft.

„Das wird dir bestimmt gefallen, Pia!“ wendet sie sich an das Mädchen.

„Hanni und Nanni sind immer dagegen“? gluckst Pia, nachdem sie einen Blick auf den Buchdeckel geworfen hat. „Das sind ja lustige Namen! Ich kenne niemanden, der so heißt!“

„Das sind nicht nur lustige Namen, das ist auch ein lustiges Buch“, meint Frau Abel. „Hanni und Nanni sind Zwillinge, die gegen ihren Willen in ein Internat gesteckt werden und erst alles schrecklich finden. Später finden sie Freunde und hecken jede Menge Streiche aus.“

„Ein Internat? Was ist ein Internat?“

„Ein Internat ist eine Schule, in der die Schüler wohnen“, erklärt Frau Abel.

„Und das Buch kann ich mir ausleihen?“ fragt Pia. „Kostet das was?“

„Nein, für Kinder kostet das nichts“, sagt Frau Abel. „Aber wenn du das nächste Mal kommst, musst du mir diesen Zettel ausgefüllt und von deinen Eltern unterschrieben mitbringen.“ Sie hält Pia eine Beitrittserklärung hin. „Dann wirst du Mitglied in unserer Bücherei und darfst dir Bücher ausleihen.“

Pia schluckt ein bisschen. „Das schaffe ich, dass Papa mir den Zettel unterschreibt“.

Gerührt blickt Frau Abel auf das kleine Mädchen, dass das Hanni- und Nanni-Buch ganz fest an sich drückt.

„Na, dann verschwinde mal schnell und fang an zu lesen. Und wenn du das nächste Mal kommst, erzählst du mir, ob dir das Buch gefallen hat“.

„Danke“!

Glücklich läuft Pia hinaus. Sie kann es gar nicht erwarten, mit dem Buch anzufangen. Ungeduldig öffnet sie dieses noch auf dem Hinterhof. Sofort ist sie im Text versunken, ganz schnell fiebert sie mit den Zwillingen im „Lindenhof“ mit. So vertieft ist sie in das Buch, dass sie keinen Blick mehr für das Drumherum auf der Straße und auf dem Bürgersteig hat. Abgelenkt läuft sie gegen einen Laternenpfahl. Pia stößt sich heftig den Kopf und stürzt dabei auf den Boden.

„Ist dir was passiert? Was machst du denn da?“ fragt eine Frau.

„Ich lese!“ antwortet Pia mit leuchtenden Augen. „Und wenn ich groß bin, schreibe ich auch ein Buch!“